Wenn wir an Trüffeln denken, tauchen meist Bilder aus dem malerischen Norditalien, aus kleinen Städtchen aus dem Piemonte, auf. Das liegt sicher auch daran, dass der Name für Tuber magnatum pico Alba ist, benannt nach der italienischen Stadt und Gemeinde im italienischen Piemont, in der Provinz Cuneo. Oder wir denken bei Trüffel direkt an die bekannten Regionen Frankreichs, vor allem an die Provence, wo rund 80% der Trüffel Frankreich gefunden werden. Doch sind dies wirklich die einzigen Länder, die über viele von diesen wertvollen Bodenschätzen verfügen?
Unwetter in Europa, heftige Waldbrände und der ersehnte Regen ist noch immer nicht in Sicht - Extreme und immense Trockenheit prägt das Jahr 2022. Für die Natur und Umwelt, genauso wie für den Menschen ist dies eine grosse Herausforderung. Wie bei den meisten Auswirkungen des Klimawandels zeigt ein genauerer Blick, was diese wirklich für den Einzelnen bedeuten. Die Trüffeljäger in Italien haben durch diese Extremen ein schwieriges Jahr - die Ernte wird nicht sehr reich ausfallen, da die Trüffel empfindlich ist, und bestimmte klimatische Bedingungen benötigt um zu wachsen. Die Gegebenheiten müssen perfekt sein, damit die Trüffel richtig heranwachsen können. Die Périgord-Schwarztrüffel (Tuber melanosporum), die Bianchetto-Trüffel (Tuber borchii) und die Burgundertrüffel (Tuber aestivum) brauchen einen leicht alkalischen Boden mit einem sehr hohen Feuchtigkeitsgehalt, der gut durchlässig ist. Der ideale Boden für den Trüffelanbau hat einen pH-Wert zwischen 7,6 und 7,9.
Angenommen die bekannten Regionen in Italien und Frankreich können nicht genügend Trüffel ernten um die Nachfrage zu bedienen - bieten Länder aus Südosteuropa eine echte Alternative? Glücklicherweise gibt es mehrere Länder weltweit, auch in Europa, die zwar nicht unbedingt für ihre Trüffel bekannt sind, jedoch viel bieten können. Ihre Unbekanntheit für Trüffel resultiert meist aus der Tatsache, dass der Trüffel in der heimischen Küche wenig populär ist, wie es beispielsweise in Bulgarien der Fall ist. Was aber nicht bedeutet, dass deren Qualität nicht einwandfrei ist!
Die Ökosysteme und Bedingungen für die Trüffel sind in einigen südosteuropäischen Länder teilweise ideal. Im mittleren Westen der Balkanhalbinsel sind die Böden neutral bis schwach basisch und es gibt viele Wirtsbäume. Da die Verbreitung der Wirtsbäume stark von der Höhenlage und der Exposition abhängen, sind folglich auch in diesen Regionen vermehrt Trüffeln vorzufinden. Tiefland und hügelige Regionen im mittleren Westen der Balkanhalbinsel beherbergen im Allgemeinen qualitativ und quantitativ unterschiedliche Trüffel. Die meist verbreitete Trüffelart im mittleren Westen der Balkanhalbinsel sind Tuber rufum Pico.
Seit einigen Jahren rückt vor allem die Halbinsel Istrien in Kroatien immer mehr in den Fokus, da sie ebenfalls hochwertige weisse Trüffeln, Tuber Magnatum Pico, bester Qualität anbaut und erntet. Hier wächst die Trüffel in den bewaldeten Gebieten im Landesinneren, die nicht höher als 700 Meter über den Meeresspiegel liegen und wird mit Hilfe von Trüffelsuchhunden und Schweinen gesammelt. Jeden Herbst finden die traditionellen Istrischen Trüffeltage statt, wo Trüffelauktionen, Trüffelsuchen und Verkostungen und Verkauf stattfinden.
Ausgezeichnete weisse Trüffel reifen in gewissen Regionen Rumäniens und Bulgariens, vorwiegend in den bewaldeten Landschaften. Die Trüffel werden zwischen September und Dezember jedes Jahres geerntet und teils für die lokale Kulinarik verwendet, vorwiegend jedoch in weitere Länder Europas exportiert, meistenteils nach Italien, Deutschland, Spanien, Ungarn und Österreich.
Im gesamten Gebiet von Bosnien und Serbien wurden bisher 13 verschiedene Trüffelarten entdeckt, darunter auch der weisse Trüffel. Erfahrungsgemäss werden sie entlang der Flüsse Save und Mlava gefunden. Seit dem letzten Jahrzehnt werden umfangreiche und produktive Forschungen über Trüffel in Bosnien und Serbien durchgeführt.
Da es also für die bekannten Länder wie Italien und Frankreich schwierig ist, mit der Nachfrage Schritt zu halten, da die globale Erwärmung und die abnehmenden Niederschläge einen erheblichen Rückgang der wilden Ernte verursachen, bieten südosteuropäischen Länder definitiv eine qualitativ hochwertige Alternative.